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Wert der Lagerstätte

Eine genaue wertmäßige Taxierung der Lagerstätte ist schwierig und immer abhängig von der verwendeten Wertbasis. Dabei ist der Wert der hier bergmännisch gewonnenen Metalle inzwischen mit deutlichen Preisschwankungen gestiegen. So war früher in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Bleipreis höher als der Zinkpreis. Der frühere Silberpreis betrug lange Zeit um die 10% des Goldpreises und war damit deutlich höher als heute. Die ab dem 16. Jahrhundert durch die Spanier aus Lateinamerika nach Europa gebrachten großen Edelmetallmengen bewirkten einen Preisverfall und bereiteten in vielen Gebieten dem klassischen Silberbergbau ein Ende. 1871 erfolgte in Deutschland (und anderen Ländern) der Wechsel von der silber- zur goldbasierten Währung, was für den Silberpreis abträglich war. Den erst vor kurzem erfolgten weitgehenden Wegfall der silberbasierten analogen Fotografie haben wir erlebt, die immerhin rund 20% des Silbermarktes ausmachte. Geändert hat sich beim Silber, das bei der bergmännischen Gewinnungen oft als Koppelprodukt des Bleis mitanfällt, der weitgehende Verlust seiner früheren monetären Bedeutung. Heute ist das Verhältnis Silber zu Gold etwa 1 zu 100; Silber 450 €/kg, Gold 44.000 €/kg. Die jährliche Silberproduktion beläuft sich auf knapp 20.000 t, beim Gold sind es ca. 4.500 t (Preise + Mengen Stand 2020). Größte Gewinnungsländer sind Mexico, Peru und China. Eine Rückkehr zum Silberpreis des Mittelalters ist nicht vorstellbar.

 

Firstbild eines kleinen Erzgangs, unterhalb 5.FK.

 

Für Schauinslandverhältnisse ein „normal“ entwickelter, steilstehender Erzgang (4.FK, Gang VI), Breite hier gute 2 m, mit schwarzer Zinkblende, teilweise fein mit Quarz verwachsen und ohne sichtbaren Bleiglanz.

 

Steilstehende Erzgänge mit Zinkblende und Bleiglanz

Die beiden Haupterze Zinkblende und Bleiglanz kommen im Nordfeld in 12 steilstehenden, fast senkrechten Gangspalten vor, genannt Erzgänge. Zwei verschiedene, horizontale Streichrichtungen (Hauptgänge: Gang II, Roggenbach-Gangzone, Gang III, Gang VI, Gang VIII mit ca. 40 Grad bei einem Vollkreis von 360 Grad (SW-NO), Diagonaltrümer 0(!), 1, 2a, 2b, 3, 4, 5 mit ca. 90 Grad (N-O) gingen mit einer historisch entstandenen Nummerierung einher. Die streichende Ganglänge betrug nur wenige Hundert Meter bei einer Mächtigkeit von 0,5 bis 3 m und einem absätzigen Gangverhalten. Das Manko der geringen Streichlänge wurde bei der Roggenbach-Gangzone, welche im Schauinsland das meiste Erz brachte, durch eine vertikale Teufe von über 700 Höhenmetern mehr als ausgeglichen. Die Anhäufung von 12 Erzgängen unterhalb des Gipfels auf einer Fläche von nur einem Quadratkilometer ist ungewöhnlich. Dem haben wir das kompakte Museums-Bergwerk zu verdanken, da in den oberen Teufen nur der Bereich zwischen Gang III und VI untersucht wurde.

 

Wertlose Gangart, hier Quarz in einer kleinen Druse.

 

Leider war nie die gesamte Füllung eines Erzgangs aus Bleiglanz und Zinkblende bestehend, sondern metallerzfreie, wertlose Gangarten waren in der Mehrheit. Gangarten sind im Schauinsland-Nordfeld der bei Gangerz-Lagerstätten fast allgegenwärtige Quarz, daneben Schwerspat, Kalkspat, Dolomit. In der Regel machten die Metallerze rund ein Drittel und die Gangarten zwei Drittel der Erzgänge aus. Die saubere Trennung in die beiden Erze und die Abtrennung der Gangarten ist im modernen Bergbau Aufgabe der Aufbereitung. Früher wurde diese Trennung vor Ort durchgeführt und der Erzgang unter Inkaufnahme enger Arbeitsplätze oft nur im silberhaltigen Bleiglanzbereich abgebaut. Natürlich veränderten sich über die Zeit die Vorstellungen von Bauwürdigkeit. Einige Zentimeter Bleiglanz- und 10 cm Zinkblende-Mächtigkeit waren unter der Stolberger Zink keine schlechte Vorgabe. Die Metallerzkonzentration in Gangerz-Lagerstätten ist eine sehr gute und betrug im Schauinsland stets deutlich über 10%.

 

 

Die Zukunft der Grube Schauinsland?

Für die Schauinsland-Grube als Gangerz-Lagerstätte haben wir den Versuch einer Bewertung unternommen. Im 20. Jahrhundert wurden insgesamt ca. 1,2 Millionen t Erz mit einem durchschnittlichen Gehalt von 5,7% Zink, 1,0% Blei und 0,001% Silber gewonnen. Dies entspricht in Preisen des Jahres 2011 einer Wertschöpfung von etwa 200 Millionen Euro. 10 Jahre später ist dieser Preis gestiegen. Trotz des (mit Unterbrechungen) über 800 Jahre andauernden Bergbaus ist der Schauinsland heute noch die größte Blei-Zink-Lagerstätte des Schwarzwaldes und der Vogesen. Die Erzvorräte sind etwa zu Dreiviertel abgebaut worden. Nach Silber, Blei und Zink wird heute hochwertiges Trinkwasser aus dem Kappler-Stollen gewonnen.

 

Silberner Rappenpfennig aus Freiburg um 1400 und somit über 600 Jahre alt. Dieser in Freiburg geschlagene silberne Rappenpfennig war als Kleinmünze mit einem stilisierten Raben das Hauptprodukt des mittelalterlichen Bergbaus im Schauinsland (Sammlung Forschergruppe Steiber).
 

 

Der Silbergehalt des Bleiglanzes wird duch Argentit verursacht und für die Zukunft keinen Bergbau mehr ermöglichen. Die typischen Silbermineralien kommen zudem wegen des Fehlens von Arsen hier kaum vor. Interessant ist aber ein anscheinend nicht unbeträchtlicher Indium-Gehalt der Zinkblende, einem ganz modernen Rohstoff. Der derzeitige Indiumpreis beträgt etwa das Zehnfache des Silberpreises. Dies zeigt nochmal die Zeitbezogenheit jeder Wertschätzung.
 
 

FGS 06/2020