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Gegentrum II-Stollen

Das Museums-Bergwerk Schauinsland mit den drei Sohlen Gegentrum II-Stollen (+1.189 m), Gegentrum III-Stollen/ 5.Feldstrecke ü.K. (+1.166 m bis +1.174 m), 4.Feldstrecke ü.K. (+1.144 m). Die in der jeweiligen Sohlenfarbe kolorierten Bereiche werden bei den Führungen befahren. (Vermessung für die Forschergruppe Steiber von Fa. arguplan in Karlsruhe).

 

Beschwerlicher Anfang, der Gegentrum II-Stollen (+1.189 m)

Die Anfänge der Forschungsarbeiten der Forschergruppe Steiber waren beschwerlich und unsere Ausrüstung bescheiden. So deutete 1977 nur eine Vertiefung im Waldboden auf den früheren Stollen hin. Die Öffnung des Gegentrum II-Stollens erfolgte damals ohne maschinelle Unterstützung mit Schaufel, Kreuzhacke und Schubkarren. Zum Abstützen des Hangschutts wurde in klassischer Weise Nadelholz verwendet. Die Schreibweise „Gegendrum“ ist übrigens falsch, denn es handelt sich um einen alten Bergbauausdruck: Trum (Teil eines Erzgangs) als Einzahl von Trümmern.

 

Bereits nach 8 Jahren war durch den Bergdruck der Stollen so schmal geworden, dass eine Sanierung notwendig wurde. Die schlechten Erfahrungen mit dem wartungsintensiven Holzausbau ließen uns nach Alternativen suchen. Das war die Geburtsstunde des Stahlausbaus aus Leitplanken und Stempeln/Kappen aus I-Profilen. Beides war gebraucht von Straßenmeistereien günstig zu beziehen. Unser Stahlausbau hat sich als langlebig, vielseitig und preisgünstig inzwischen gut bewährt und den Holzausbau in der Grube Schauinsland fast vollständig ersetzt. Wenn kopiert zu werden eine Auszeichnung ist, scheint unser Leitplankenausbau „Typ Schauinsland“ ein Glückstreffer gewesen zu sein, denn kaum ein Besucherbergwerk kommt heute ohne ihn aus. Mit diesem Stahlausbau in größerem Profil bauten wir das neue Mundloch unter erstmaligem Einsatz eines kleinen Gartenbau-Radladers. Die Jahreszahl 1986 bezieht sich auf das Jahr seiner Erstellung und nicht der erstmaligen Aufwältigung durch die Forschergruppe Steiber, die bereits 1977 erfolgte.

 

Füllort des Gegentrum II-Stollens 1980, damals der einziger Zugang zur 4.FK. 

 

Konzeption des Museums-Bergwerkes Schauinsland

Seit 1976 ist es durch die Arbeiten der Forschergruppe Steiber (FGS) gelungen, im Museums-Bergwerk Schauinsland die drei für den Metallerzbergbau charakteristischen Bergbauperioden hautnah erlebbar zu machen. Schwerpunkt bei unseren verschiedenen Führungen von 45 min bis 2,5 h ist die Technikgeschichte in unterhaltsamer Form. Als modernes Museum stellt das Museums-Bergwerk Geschichte dort dar, wo sie früher stattgefunden hat. Unser Schwerpunkt ist der Metallerzbergbau im Schauinsland, auch stellvertretend für den Gangerzbergbau im gesamten Schwarzwald. Die Aufbereitung und Verhüttung der Erze wird in den Führungen nur gestreift. Der Bergbau als Lieferant der metallischer Rohstoffe war früher eine der Triebfedern des technischen und sozialen Fortschritts. Das Museums-Bergwerk Schauinsland ist ein idealer Ort, das aufzuzeigen.
 

Druckluft-betriebener Bohrhammer Flottmann AT 18 aus den 1930-Jahren, der bei unseren Führungenvorgeführt wird.

 

Bergbau-Innovationen und ihre Auswirkungen

  • Herstellung der Stollen, von Schlägel & Eisen bis zum Bohrwagen
  • Vorführung eines Druckluft-betriebenen Bohrhammers und Wurfschaufelladers
  • Schwarzpulver, dann Dynamit, bis zu heutigen Sprengstoffen
  • Ladearbeit mit Kratze und Trog über Wurfschaufellader bis zum Fahrschaufellader
  • etwas Geologie und Mineralogie
  • Abbau der hydrothermalen, senkrechten Erzgänge
  • Silberhaltiger Bleiglanz und Zinkblende, die beiden Haupterze
  • Erz-Transport in Säcken und mit Spurnagelhunt bis zur Grubenbahn
  • Kienspan, Frosch- und Karbidlampe; untertägige Beleuchtung im Wandel der Zeit
  • Bergmann, ein schöner Beruf und sein soziales Umfeld
  • Schauinsland, eine vom Bergbau geprägte Kulturlandschaft

 

Die umfangreiche Techniksammlung der Forschergruppe Steiber mit zahlreichen Grubenloks, Maschinen und Bergbaugerät bedarf der steten Wartung, Pflege und Instandsetzung. 

 

Vielseitige Tätigkeiten der Forschergruppe Steiber in der Grube Schauinsland, bis hin zur temporären Einlagerung von Kaiserstühler Wein aus Ihringen.

 

Grube Schauinsland, das letzte aktive Bergwerk im Südschwarzwald

Sämtliche bergmännischen Arbeiten werden in Eigenregie durchgeführt, einschließlich der Sprengarbeiten. Anfangs mangels Alternative, haben wir inzwischen daraus eine Tugend gemacht, welche die Möglichkeit zur aktiven Gestaltung eröffnet. In über 40 Jahren haben wir spezielles Berg- und Tunnelbau-Know-how erarbeitet. Dazu kommt der für den Schauinsland optimierte Maschinenpark: neben Wurfschaufelladern und Grubenlokomotiven werden auch moderne Bohrwagen und Fahrschaufellader eingesetzt. Damit erweitern und verbessern wir das Museums-Bergwerk kontinuierlich, dessen Reiz in seiner dynamischen Weiterentwicklung liegt. Außerdem werden montan-historische Forschungsarbeiten betrieben, schwerpunktmäßig im Altbergbau.

 

Kein Bild aus längst vergangenen Zeiten: Die Forschergruppe Steiber hält den Bergbau im Schauinsland lebendig und arbeitet bis heute weiter bergmännisch in der Grube wie z.B. hier bei Auffahrungsarbeiten mit einem Bohrwagen.
 

 

Wofür dienen ihre Eintrittsgelder?

Mit ihren Eintrittsgeldern werden der Unterhalt und die weiteren Arbeiten am Kulturdenkmal Bergwerk Schauinsland finanziert. Außerdem werden die Führer angemessen entlohnt. Dafür ein herzliches Dankeschön!

 

Somit ist der Schauinsland das letzte aktive Bergwerk im gesamten Südschwarzwald, jedoch ohne Förderung; also ein richtiges Forschungsbergwerk. Genau genommen sind wir die 4. Bergbauperiode am Schauinsland, die nicht nur den bis 1954 aktiven Bergbau mit geänderter Zielrichtung fortsetzt, sondern diesen mit einer eigenen Technik, Maschinen und Vorgehensweise kontinuierlich weiter entwickelt.

 

Der Bergbautradition fühlen wir uns verpflichtet, ist der Schwarzwald doch ein sehr altes Bergbaurevier, älter als Erzgebirge oder Oberharz…

 

Wir wünschen Ihnen einen interessanten Besuch im Schauinsland-Bergwerk mit vielen neuen Eindrücken.

 

Glückauf!

 

Ihre Forschergruppe Steiber

 

 

FGS 07/2020