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Lagerstätte Schauinsland

Wir verwenden die bergmännischen Ausdrücke für die im Schauinsland häufigen Mineralien, also Bleiglanz und nicht Galenit. In diesem Kapitel über Aufbereitung und Verhüttung sollen Aspekte ausführlicher angesprochen werden, die bei den Führungen im Museums-Bergwerk nur am Rand gestreift werden.
 

Kopfgroßes Erzstück aus dem Schauinsland mit schwarzer Zinkblende und silberhellem Bleiglanz.

 

Größte Silber-, Blei-, Zink-Lagerstätte des Schwarzwalds und der Vogesen 

Die Lagerstätte gliedert sich in ein Nord- und ein Südfeld im Schauinsland und umfasst in der Gipfelregion eine Fläche von rund 3 km².

Im gut bekannten Nordfeld ging der moderne Bergbau um bis Oktober 1954 um. Diese Periode beginnt Ende des 19. Jahrhunderts durch Bergbautätigkeit des Freiherrn Carl von Roggenbach. Ihm folgten die 1890 gegründete Gewerkschaft Schwarzwälder Erzbergwerke in Köln sowie zwei weitere Bergbaugesellschaften, bis zuletzt die Stolberger Zink die Grube 1935 übernahm.
 
Im Südfeld dagegen, das durch eine erzleere Zone getrennt südwestlich vom Nordfeld liegt, ging nur bis zum 18. Jahrhundert der Bergbau um. Hier begann im Mittelalter der Metallerz-Bergbau, welcher der Stadt Freiburg und der Region Wohlstand brachte und den Bau des Münsters ermöglichte. Das Freiburger Münster ist die einzige gotische Großkirche in Deutschland, die noch im Mittelalter fertiggestellt wurde. Freiburg wurde erst durch den geänderten Zuschnitt der Bistümer 1821 Bischofsitz, lange nach Fertigstellung des Münsters „Unserer lieben Frau“. Zuvor war das Münster eine reine „Stadtkirche“.
 

Freiburger Münster, Bauzeit 13.-15.Jahrhundert, Turmhöhe 116 m, mitfinanziert durch den Silberbergbau im Schauinsland.

 

Moderne Untersuchungen des Schauinsland-Südfelds 

Im 20. Jahrhundert erfolgten mehrere Untersuchungskampagnen des Südfeldes von der Kapplersohle aus: Zuerst unter der Gewerkschaft Schwarzwälder Erzbergwerke die Auffahrungen des später abgemauerten Stollenorts Richtung Gespreng-Gang (Länge mit Nebenörtern 1,7 km), dann des Stundenorts. Außerdem wurde der Untere Barbarastollen (+ 1.088 m über NN) in Hofsgrund geöffnet und bis 1911 auf 600 m Länge aufgesäubert, wovon eine Vermessung erhalten geblieben ist. Unterhalb des Höhenzuges, welcher Hofsgrund vom oberen Münstertal trennt, wurde der Barbaragang bei 2 m Gangbreite abgebaut vorgefunden bis auf kleine Erzreste an den Stößen. Früher müssen höhenversetzte Verbindungen zu den Stollen in der Willnau bestanden haben, der südlichen Gangfortsetzung. Der 1. Weltkrieg und die durch den Bergbau verursachte schwierige Wassersituation in Hofsgrund, nicht zu verwechseln mit der heutigen Trinkwassergewinnung der badenova AG aus dem Kappler-Stollen, verhinderten damals weitere Untersuchungen.

 

Die das Schauinsland-Nordfeld querende Schumacher’sche Ruschel auf der 4.FK (Länge dort etwa 10 m). Ruscheln sind tektonische Zerrüttungszonen (Störungszonen) und im Bergbau hinderlich, da sie meist nicht erzhaltig sind und nur eine geringe Standfestigkeit aufweisen.

 

Als die Stolberger Zink 25 Jahre später bei inzwischen gelöster Wassersituation den verbrochenen Unteren Barbarastollen erneut aufwältigte und den Mundlochbereich sogar mit Stahlbögen ausbaute, kam bereits nach weniger als 60 m das erneute Aus durch Ausbruch des 2. Weltkriegs. In den 1950er Jahren wurde der den Barbarastollen unterfahrende Stundenort erneut belegt und weiter aufgefahren. Verbunden war dies mit einer Profilerweiterung des Kappler-Stollens Richtung Mundloch Kappel zum Abtransport. Leider war nicht versucht worden, durch einen Hochbruch von ca. 80 m eine Wetterverbindung herzustellen, welche die Sonderbewetterung des Südfeldes entbehrlich gemacht und direkte dortige Untersuchungen ermöglicht hätte. Somit sind für das Schauinsland-Südfeld, trotz umfangreichen Untersuchungen, bis heute keine belastbaren Aussagen möglich. Dort scheint ein anderes Lagerstätten-Stockwerk vorzuliegen mit mehr Bleierz, denn Haldenfunde zeigen in diese Richtung.
 

Die wesentlichen Erzgänge im Schauinslandnord- und Südfeld.

 

Der Schauinsland im weltweiten Maßstab 

Im weltweiten Maßstab ist der Schauinsland eine kleine mittlere Gangerz-Lagerstätte mit einem ursprünglichen Inhalt von ca. 2,5 Millionen t Haufwerk, welches Silber-, Blei- und Zink-Metall enthielt. Davon wurde etwa 75% durch einen mit Unterbrechungen 800 Jahre andauernden Bergbau abgebaut. Nebengestein ist ganz überwiegend aus Sedimenten entstandener Paragneis. Somit sind aufgefahrene Grubenräume normalerweise standfest und bedürfen keines Ausbaus. Als Abbauverfahren wurde Firstenstoßbau verwendet. Das Verhältnis Blei zu Zink beträgt ungefähr 1 zu 6. Der Schwarzwald ist reich an armen Lagerstätten, mit wenigen Ausnahmen. Deshalb reicht es für den Schauinsland zum Spitzenplatz. Andere Gangerz-Lagerstätten sind größer, z.B. Ramsbeck im Sauerland mit ca. 20 Millionen t Haufwerk.

 

Gneis im Schauinsland auf der 4.FK mit typischer Bänderung.

 

Die beiden Erze des Schauinslandes: Wegen des Eisengehaltes von bis zu 10% schwarze Zinkblende (Sphalerit, ZnS) und silberheller Bleiglanz (Galenit, PbS) mit ca. 500 g Silber/t Bleiglanz.

 
Bei den Nicht-Eisenmetallen ist die Gebrauchsreihenfolge Aluminium, Kupfer, Zink und Blei, welches industrielle Massenprodukte sind. Der weltweite Primär-Bleiverbrauch (aus Bergwerksproduktion ohne Recycling) pro Jahr beträgt ca. 3 Milionen t und der Primär-Zinkverbauch ca. 13 Millionen t. Die Zeiten, als Deutschland bei Bleiglanz und Zinkblende – den beiden Schauinslanderzen – weltweit die Nummer 1 war, sind schon über 100 Jahre zurückliegend. Heute ist Deutschland bei diesen und den anderen Metallen von Importen abhängig. Die beiden letzten Blei-Zinkerz-Bergwerke bis 1992 waren: Hilfe Gottes in Bad Grund, Harz (Preussag) und Grube in Meggen, Sauerland (Sachtleben).

Bleimetall, aktueller gemittelter Bleipreis 1,90 €/kg (2020), wird überwiegend aus Bleiglanz (Galenit, PbS, ein Bleisulfid) gewonnen und enthält im Schauinsland auch Silber. Wegen Langzeitvergiftungen bedenkliches Metall und deshalb aus vielen Bereichen verdrängt. Hoher Recyclinganteil und meistens bei der Gewinnung mit Silber gekoppelt. Große Gewinnungsländer sind China, Australien, Vereinigte Staaten. Heute geht der größte Teil mit etwa 60% in Starterbatterien (Daniel-Element).
 
Zinkmetall, aktueller gemittelter Zinkpreis 2,50 €/kg (2020), wird überwiegend aus Zinkblende (Sphalerit, ZnS, ein Zinksulfid) gewonnen und enthält im Schauinsland etwas Cadmium. Zink ist ein vielseitiges Metall – auch im menschlichen Organismus in kleinsten Mengen vorkommend – dessen Gewinnung erst durch Destillation im 19. Jahrhundert großtechnisch möglich wurde und zuvor auch keinen Bedarf hatte. Große Gewinnungsländer heutzutage sind China, Peru und Australien. Zink wird vielseitig verwendet als Korrosionsschutz von Stahl (Verzinken) mit etwa 45% des Gesamtverbrauchs. Die Legierung aus Kupfer und Zink ergibt Messing, dem Kontaktwerkstoffe der Elektrotechnik (Kupfer und Zinn ergibt dagegen Bronze).
 
Jede Lagerstätte ist endlich und der Recyclinganteil der Metalle Blei und Zink hoch: Blei ca. 80%, Zink ca. 50%. Sicher eine Folge gestiegener Preise und Umweltbewusstsein. Natürlich sind die Preise auch abhängig von Substitutionsprodukten.
 
 

FGS 06/2020